Samstag, 4. Februar 2017

Retroschmecktive: Yes, we CAN oder Dosen im Bunker

Vor einiger Zeit schroben wir leidenschaftlich zum Thema Essen im Ernstfall und setzten uns dabei auch mit dem Thema Notfallbevorratung auseinander. Dazu haben wir eigens eine EIGENE VORSCHLAGSLISTE entworfen, anhand welcher man sich stilsicher für den Ernstfall rüsten kann. Anhand dieser Liste stürzten wir uns unerschrocken in die Endzeitküche.


CAN, das ist englisch und heißt übersetzt: "Deutsche Kraut-Rock-Band, die stellenweise sehr seltsame Musik macht." ... und Dose. Dose heißt CAN dann auch noch. - Foto by Vivi D'Angelo
Der Bunker für eine Nacht erstrahlt kerzenilluminiert und ein zart anheimelnder Geruch vom Campingkochergas Butan liegt in der Luft. 

Limitierung kann ein wunderbarer Kreativitätstreiber sein, da man dadurch auf Kombinationen kommt, an die man ansonsten im Leben niemals dachte ... das indische Butter-Chicken wird nie mehr das selbe sein ... aber greifen wir  nicht vorweg.

Im Meatingraum-Bunker haben sich 12 abenteuerlustige WeltuntergangsFoodies eingefunden, die sich in das Wagnis der apokalyptischen Dosenküche begeben und sich dabei ausnahmslos alles zumuten ließen. Respekt! Wenn der Bunkerfall eintritt, dann wäre es mir eine Ehre mit euch eingebunkert zu sein. Außerdem war wieder die sensationelle Vivi D'Angelo mit dabei, die das Bunkerexperiment fotodokumentarisch begleitet hat.

großartige Gäste, gänzlich unerschrocken - Foto by Vivi D'Angelo

Foto by Vivi D'Angelo
Im Vorfeld wurde eigene Einweckarbeit geleistet und ein wunderbares Pulled Pork in Gläser verfrachtet und haltbar gemacht (Pulled Pork macht man übrigens so!). Die Bunkersau. Das Notfallschwein. Das wurde danach auch an die mutigen Gäste verschenkt als Grundsteinlegung zur Eigenbevorratung.

Die Bunkersau im roten Notfalllicht - Foto by Vivi D'Angelo

Notfallschwein zur Mitnachhausenahme - Foto by Vivi D'Angelo
Außerdem wurde zuvor einen Schokokuchen eingeglast, der hernach noch ein bisserl aufgepeppt wurde, nämlich mit einem ebenfalls vorher eingemachten Kurt. Der Kurt ist eine Art Obstpuddingcreme von besonders fruchtiger Cremigkeit und er ist von Hause aus Engländer und heißt gar nicht Kurt sondern Curd (eine Curd macht man so).

Die Gäste werden anlassgemäß mit einem selbstgebrannten Schnaps empfangen. Das passt irgendwie, desinfiziert und zaubert kurz die Impression einer Obstwiese ins Hinterhirn. Eskapismus ist im Bunker ja von zentraler Bedeutung. Zum Schnaps werden Untergangs-Horsd’oevre gereicht. Unter der Ägide von KochKollegeKemmler entstehen kleine Häppchen, die damit belegt sind, was in der Bunkervorratshaltung vorhanden ist und gleichzeitig darauf vorbereitet, was im Falle nach einer Apokalypse gegebenenfalls auch Teil der Speisekarte werden könnte.

Es wird serviert ein Wachtelei dominiertes Tryptichon:

  •        Pumpernickel, Butter, Wachtelei, Gürkchen
  •        Pumpernickel, Butter, Wachtelei, Gürkchen und Dorschleber
  •        Cracker, gebratene Zwiebeln, Schnecken und Seidenraupen mit Gin abgelöscht und Karotten.
Untergangs-Horsd’oevre - Foto by Vivi D'Angelo

Untergangs-Horsd’oevre - Foto by Vivi D'Angelo

Mhm. Man hört das Genickknacken beim Stutzen ja bis hierher. ABER: Die einhellige Meinung der unerschrockenen Bunkerkulinaristen ist: Voll lecker! Hurra!

Kurz zum Wachtelei: Im Vergleich zum Hühnerei hat es 30% mehr Dotter, und um den geht’s ja beim Ei. Und es wehrt sich! Man könnte sagen: Es hat Eier! (*Abwink*) Man kann es nicht einfach lässig am Tellerrand aufschlagen, dazu ist die Haut unter der Schale viel zu zäh. Das Eichen will fummelige Aufmerksamkeit mit einem Messer, scharf und gezahnt, und entlohnt dafür dann mit tiefem Geschmack.

Kulinarische Herausforderungen in diesem Gang? Ochjadochschon!
Dorschleber erinnert in ihrer Konsistenz sehr an die ethisch schwer verpönte Foie Gras. Und geschmacklich auch, nur eben etwas fischiger, was konsequent ist, da der Dorsch ja eben kein Waldtier ist (außer er besucht grade seinen Cousin, den Hasen, bei Bottrop ... aber das ist eine andere Geschichte).

Schnecken. Schnecken? Sind Schnecken eine Herausforderung? Für den Franzosen und Mentalelsässer ja eh nicht. Und die Bunkergäste haben bei Schnecken ebenfalls nicht gezuckt. Unsere Dosenkriecher sind auch nicht knurpselig sondern erinnern wie alles, was man so als Exot mal probiert (Klapperschlange, Krokodil oder Wombat) eher an Huhn.

Seidenraupen. Ja, gut, Seidenraupen sind hierzulands jetzt noch nicht so durchsozialisiert. In Asialäden gibt es die in der Dose. Und sie schmecken ein bisserl wie die uneheliche Tochter eines feuchtgewordenen Erdnussflips und einer Chashewkerndame. Also gar nicht übel. Und es kann gut sein, dass Insekten auf dem Speiseplan der nicht allzu fernen Zukunft durchaus eine zentrale Bedeutung haben werden, und je apokalyptischer die Zukunft, desto Insekt. Also besser schon mal üben. Es gibt mehr vom Selbstgebrannten. Es wird kuscheliger und der Kerzenschein irgendwie eine Spur orangener.
Seidenraupen - Foto by Vivi D'Angelo

Eine kurze textliche Auslassung zur Übertreibung beim Hamsterkaufen. - Foto by Vivi D'Angelo

In der nächsten Runde kommt das schon erwähnte Notfallschwein auf den Teller und zu ihm gesellen sich campingkochergebratene Bratkartoffeln (Kartoffeln und Zwiebeln sollten ja in jedem Falle eingekellert werden, weil haltbar). Und dazu gibt es für jeden ein eigenes Döschen Kimchi. Der scharf fermentierte Kohl ist beim Erstkontakt ein interessanter Gegner ... aber wenn man mit ihm ein paar Runden gedreht hat, dann kann man kaum mehr ohne ihn. Und wenn man ihn dem heimischen Sauerkraut als Kampfgefährten zur Seite stellt, dann hat man ein dynamisches Kohlduo, mit dem man durch jede Krise kommt. Kurz: Kimchi sollte in keinem Bunker fehlen. Es gibt noch eine Runde vom Selbstgebrannten. Und Rotwein wird entkorkt.

Beim Anrichten der BunkerSau - Foto by Vivi D'Angelo

Die Bunkersau mit Bratis und Kimchi - Foto by Vivi D'Angelo
Mit Giesinger in den Untergang - so schlimm kann es dann gar nicht sein. - Foto by Vivi D'Angelo

Nachfolgend wird es indisch und es wird in Richtung des Klassikers ButterChicken gewerkelt und gewürzgemörsert. Aber es gibt keine Butter mehr. Das bisserl Butter, das es gab, ging für die Häppchen am Anfang drauf. Und Chicken gibt es wegen der leichten Verderblichkeit auch nicht. Aber wir haben ein paar Dosen Confit de Canard gebunkert – und das ist ein perfekter Ersatz. Und irgendwie finden noch Linsen und eine Dose Baked Beans den Weg in den Wok.

ButterChicken 2.0 - Foto by Vivi D'Angelo
ButterChicken 2.0 Foto by Vivi D'Angelo
Es wird ein ConfitDeCanardCurry mit BakedBeans. Man meint vom kerzenbeschienenen Wok auf dem Campingkocher ein wohliges Seufzen ob seiner Füllung zu hören. Hier möchte ich jetzt gar keinen Rezeptvorschlag dazu hängen sondern viel mehr zu spontaner CurryKreativität aufrufen. Wer jetzt aber voll motiviert aber kochgehemmt in der Küche steht, darf gerne ne Mail schreiben, dann gibt’s Tipps! Endzeitkulinaristen wollen Nachschlag. Zur Belohnung gibt’s ein Stamperl vom Selbstgebrannten. Die Stimmung im Bunker: bombig!

Herr Kemmler zur Innenarchitektur des Bunkers und zur Kulturgeschichte des schlechten Geschmacks in Notfällen. - Foto by Vivi D'Angelo
Zum Dessert gibt’s  den schon angeteaserten Kuchen aus dem Glas (einfach diesesRezept hier im Weckglas backen und heiß mit Gummi und Klammern verschließen ... dann hält der die 14 Bunker-Tage durch!). Dazu kommt Kurt und es gibt einen irren Salat aus allen möglichen Obstdosen (Lychee, Mango, Bambus) zusammen mit Nüssen und kandiertem Ingwer. Außerdem fand sich in der Bevorratung noch eine Tüte Cranberries. Sicherheitshalber gibt es wieder einen Schuss Gin dazu. Und Streusel ... die wurden in weiser Voraussicht schon vorher gemacht ... damals, als es noch Butter gab. Einfach Mehl, Zucker, Nüsse und Butter grob verknetet und dann die Streusel in die Pfanne gegeben und mit etwas Whisky flambiert auf dem Campingkocher.

Dessert und Kurt - Foto by Vivi D'Angelo
Gruppenbild mit Dosen - Foto by Vivi D'Angelo
Da fehlt jetzt nur noch der Abschlussschnaps.

Achja - BunkerSound hatten wir natürlich auch.



Nächster Pflichttermin im MEATINGRAUM - "Nach mit die Ginflut 4 - Deutschlandreise" - am 11.03. um 19:00 Uhr. Daaaaaaaaaaabeisein!!









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