Mittwoch, 31. August 2016

Retroschmecktive: Whisky & Wine mit Martin Obenaus

Boah! Das war spannend und aufregend. Der nächste Austria-Kracher nach dem Knaller-Abend mit Alex Zöller.

Unser erstes doppeltes Tasting. Whisky & Wine. Und das ganze mit anwesendem Winzer. Und das auch noch unter den mindestens dreifach erschwerten Bedingungen eines viel zu gut bewetterten Augusts. Tragisch viele Gutwetterabsagen und fiebrige Krankheiten limitierten das Ganze zu einer charmant kleinen Runde.

Danksagungen vorweg:
  • Danke, Martin Obenaus, dass du dich a) auf dieses kuriose Experiment "Whisky & Wein" eingelassen hast, dass ich b) einen WhiskySour mit deinem Riesling anrühren durfte und, dass du c) trotz kleiner Runde den weiten Weg auf dich nahmst. Merci!
  • Danke an die unerschrockenen Gäste, die a) trotz des Super-Sommer-Tages nicht absagten, sondern dabei blieben und b) sich auf dieses kuriose Experiment "Whisky & Wein" eingelassen haben.
Whisky und Wein. In einem Tasting. Warum macht man das? Deppert, oder was? Nun ... ja ... schon ... das wohl auch - aber nicht nur.

Wir haben die Idee zuvor bei der Gesellschaft für Geilheit & Pure Awsomeness eingereicht und die meinten in Ihrem mit Gold auf Bacon kalligraphierten Anwortschreiben: "Mei - warum denn nicht!"

Das hat uns gereicht um los zu planen ... mit zerebraler Unterstützung von Martins Weinen und bei munterem Quertesten mit ein paar Schottischen Bränden. Die kombinatorischen Einfälle haben wir dann was den Whisky anging mit unserem geschätzten Kollegen Randy vom Whisk(e)y Shop Tara durchgekaut und die endgültigen Feinbrände zu dem Menü ausgewählt. Das Ergebnis war nach einigem hin- und herrühren dann diese Matrix.
Spontane Änderung am Abend: Wir unterlassen den Roten Veltliner und schenken stattdessen den Riesling aus, der sich im Start-Cocktail befand. Der kann auch gut alleine. Außerdem wurde aufgrund von Gründen das Eis zur PannaCotta und aufgrund von too much richness das salted caramel gestrichen.
Da ein solch zwar durchdachtes aber dennoch durchaus komplexes Durcheinandergesüffel bei unsachgemäßiger Handhabung gefährliche Auswirkungen für die gesamte papilläre Organoleptik haben kann, haben wir die kleine Ess- und Trinkanleitung in einem 11-stufigen Plan genauer ausgearbeitet. Safety first!
  1. Zeit lassen, gell!
  2. Zum Start einen Schluck Wein
  3. Dann einen Happen essen
  4. Bei Bedarf wiederholen 
  5. Dann einen Schluck Whisky
  6. Dann einen Happen essen
  7. Dann einen Schluck Wein
  8. Mal genau hinschmecken was man wann wo wie schmeckt und wie sich das verändert.
  9. Dann einen Schluck Whisky
  10. Da Capo al fine!
  11. Freuen und Ideen haben!
Wir starten gleich mächtig in den Abend mit diesem Gebinde:

Mein Drink des Sommers! RieslingWhiskySour! Yeeeehaw!
Die Mixologie für diesen Drink (der sich ehrlich gesagt auch genau jetzt in meinem Glas befindet) liest sich wie folgt:

4 cl Wild Turkey Rare Breed Barrel Proof 56,4% (Bäng! ... oder eben ein anderer ordentlicher Bourbon)
4 cl Obenaus Riesling
1 cl Limettensaft
1 cl Zuckersirup

Alle Zutaten schön auf Eis shaken, auf Crushed Eis geben und zum Schluss ein Schuss Soda für die Prickelizität. Ui! Oh! Mmmmm! Damn!

Die ideale Hinführung zum Starthäppchen des Abends.

MiniTarte mit AnanasSalat, Granatapfel, Minze und Chili - getoppt mit geräucherter Gurke
Und dazu pichelte sich dann auch der Riesling solo sehr angenehm und frisch. Die Ananas-Gurken-Kombination hat was kühlendes, was sowohl Gegengewicht zum Whisky schafft, wie auch zur generellen Sommerlichkeit im Raum.

Der Riesling entwickelt sich nach dem Öffnen enorm. Und das tatsächlich über Tage. Sehr eigenwillige Säure, die mit der Zeit immer mehr zu gelber Frucht wird. Leicht hefig und deutlich kantig. Kein everybodys Darling - aber ein Charakterkopf.

Wir kommen zur ersten kompletten Geschmacksintallation:

1 - Butterbrote - GrieSooß - WachtelEi - Semmerrolle - Weißburgunder - Glenmorangie

ESSEN

Eine mehr oder weniger klassische grüne Soße (7kräutrig: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch und auf kein Fall Dill) mit 5 halben Wachteleiern, Kartöffelsche, einer sous-vide auf butterzart gegarten Semmerrolle vom Tiroler BioKalb und ein Butterbrot mit Schnittlauch.



WEIN

Der Weißburgunder gehört zu den Favoriten des Winzers - immer ein gutes Zeichen. Saubere Struktur. Schöne Cremigkeit, die mit den Eiern und der Soße überaus gut kann. Die Walnussnoten kommen grade in dem Zusammenspiel mit dem Whisky deutlich raus. Gelungene Kombination.

WHISKY

Glenmorangie Nectar d'Or ist ein Gaumenschmeichler, eigentlich ein kleines Dessert. Das Finish im Sauternes-Fass gibt ihm jede Menge Trockenobst, aber auch Anklänge von Limetten- und Orangenschalen. Die Süße und die Mandelnote stehen in absolut spannender Wechselwirkung mit dem Wein. Zusammen umarmen die beiden Getränke diesen Gang. Alle haben sich lieb. So soll das sein! Es gibt doch schon genug stressigen Scheiß auf der Welt.

2 - Quiche - Salat - Urtyp - Edradour

ESSEN

Einfach aber lecker. Die Zwiebeln in der Quiche sind ein Dreierlei aus weißen, gelben und roten Onionen, vorher in Ghee und einem Schuss Weißwein geschmort. Die Kräuter sind provinziell. Und ein kleiner Klacks Trüffel gibt der Geschichte einen seriösen Wumms. Das KräuterSalätchen kommt, klammernd zum ersten Happen, in einem Ananasdressing. Die crunchy Croutons sind konsequenterweise mit Röstzwiebchen verfeinert.


WEIN

Urtyp. Ein Wein aus dem Natursteinfass. Die nur 11% Alkohol glaubt ihm eigentlich kein Mensch, stimmen aber. Eine Naturweinwucht. Kompliziert und komplex. Entwickelt sich ewig. Kräuter. Mineralisch. Und dann wacht auch noch Obst auf. Meineherrn. Die Wechselwirkung mit dem durchaus kräftigen Whisky verwindet er spielend - der Whisky spült insbesondere die kräutrigen Noten wieder hoch. Und der Wein neutralisiert vor dem nächsten Schluck Whisky. 

WHISKY

Edradour gilt mit seinen 2 kleinen Brennblasen und rund 100 000 Liter Produktion pro Jahr als die kleinste Scotch-Destille Schottlands. So klein die Destillerie, so weit die Bandbreite. der 15 Jahre alte Fairy Flag entspannt sich die ersten 8 Jahre in Bourbon Fässern und die nächsten 7 in Oloroso-Sherry-Holz. Das Ergebnis ist ein unglaublich dunkler, reifer und voller Tropfen mit trockenem Obst und klaren Sherry-Aromen. Das passt super zu Zwiebel und Trüffel.

3 - Japanisierter Shepherd's Pie - Grüner Veltliner - Hakushu

ESSEN

Japanisiert wurde der insulare Pie mit jeder Menge Sake, Sojasoße und die Anreicherung von asiatischen gern verwendeten Zutaten: Süßkartoffel, Ingwer, etwas mehr Ingwer, Knoblauch, brauner Zucker und Babymais. Das ist Soulfood, baby! Und das dann noch überbacken. Jo!

vor dem Ofen
nach dem Ofen

WEIN

Hierzu erfreut der Grüne Veltliner Gaisberg den Gaumen. Ein Jahr reift er im großen Holzfass, das gibt ihm Cremigkeit und Eleganz. Die rund 50 Jahre alten Reben in sonniger Lage bilden vollreife Trauben mit leicht exotischer Frucht - das passt sensationell zu den warmen asiatischen Noten im Pie. Und es funzt zu dem geschmeidigen Whisky.

WHISKY

Der Hakushu 12 ist mit Preisen hoch dekoriert (Double Gold bei der San Francisco World Spirits Competition 2013 und Gold 2012; Gold bei der International Spirits Challenge 2012). Er ist sehr mild, elegant - ja, fast schon vornehm. Viel Toffee-Aroma mit zartem Rauch umschmiegt das Fleisch des Pies und gibt sich mit dem Wein ein HighFive ✋. Die Gewinner-Kombination des Abends. 

4 - Kaiserschmarrn - RosmarinPannacotta - Honig - Unchained - Talisker

ESSEN

Der Schmarrn, mit Mandel und Granatapfel. Abgelöscht mit einem ordentlichen Schwung Talisker Port Ruighe. In der Pannacotta zog zuvor lange Rosmarin und im Honig aromatisierten Salbei, Thymian und auch Rosmarin. Schöner SchlussAkkord.


WEIN

Unchained Weißburgunder. Komplett von der Kette gelassen. Eine Supernova am Weißburgunderfirmament. Nix da Filtrierung. Hat sich was mit Schwefel. Eine brutale und erbarmungslose Aromenwuchtbrumme, die zudem auch noch leicht moussiert. 14% Alk. Eine Achterbahnfahrt. Pur, fast schon zu brachial - aber im Zusammenspiel mit dem ebenfalls selbstbewussten AromenHui auf dem Teller wird der Drache gebändigt. Und die überbordenden Eindrücke des ersten Schlucks klären sich zu einem angenehm vollreifen Obstsalat. Auch der leicht zickige Whisky bremst die Eindrucksflut am Gaumen und gibt wertvolle Schranke. Hochexplosives Getränk - eine Wucht in der rechten Paarung.

WHISKY

Der Talsiker Port Ruighe erhält sein Finish von Port-Fässern. Die geben Süße und Frucht. Für meine Zunge der insgesamt unrundeste in der Runde. Sein positiver Beitrag ist, dass er den wuchtigen Wein etwas einfängt, aber ich finde keinen weiteren added value ... oha ... wo kommt denn auf einmal dieses alte NewEconomySprech her? Liegt wohl an dem RieslingWhiskySour ... puh.

Als Nach-Dessert gibt es dann noch einen Schluck des 2011 abgefüllten Chardonnay Beerenauslese. Süß. Ölig. Mächtig. Frucht. Honig. Den gibt es das nächste mal zu Käse!

Gruppenbild
Das war ein hochinteressanter Abend. Sehr spannende Aromen-Kombinationen. Sehr tolle Leute und ein großer Spaß im kleinen Kreis.

Übrigens: Das Weingut hat auch Gästezimmer. Es gibt keinen Grund, diese Tatsache beim nächsten Ausflug ins Österreichische nicht mit einem üppigen Weineinkauf zu verbinden.

Die nächste Veranstaltung im MEATINGRAUM: Der kleine Mittwochsluxus am 14. September - Alles weitere dazu hier - und alle weiteren Termine HIER!

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