Mittwoch, 29. Juni 2016

Retroschmecktive: "Servus Piefke" mit Severin Groebner

Servus allerseits!

Es war noch so dermaßen voll im Kopf. Noch so unheimlich viel Restinspiration von unserem legendären letzten ÖstereichSupperClub Austria in a parallel Universe. Seit über einem Jahr schon brodelt es und will heraus und nun war es endlich soweit.

Unsere Verstärkung für den Abend: Severin Groebner, seines Zeichens in Frankfurt lebender Exilant aus Wien, der seine interkulturellen Forschungen in dem Großwerk "Servus Piefke" niedergeschrieben hat und aus solchem veranstaltungsbegleitend dozierte. Danke!

Danke auch an das abenteuerlsutige Publikum, das sich auf dieses experimentelle Happening mit gschmackigen Happen einließ.

Der philosophische Ansatz: Wir kochen österreichische Klassiker, die es geben sollte, und die aufgrund ihrer logischen Präsenz in einem parallelen Universum auch ganz sicher existieren und begleiten diese mit deutschen Weinen mit einem maximalen Piefke-Faktor.

Und piefkinesischer (so das korrekte Adjektiv zu "Piefke", merci Severin) als unser Aperitif kann es ja kaum sein. Wir trinken einen Fritz Müller, ein spritziger (Fri(t)zzante) Müller-Thurgau aus Rhein-Hessen, der ideal einstimmt, auf das was da nun kommt.

Fritz Müller gibt sich die Ehre
Danach schicken wir als Gruß aus der Küche ein rotes Monochrome mit Weißeinschluss, als Verneigung in Richtung Donaureich.

Wir grüßen mit Radieserln, wie wir wissen dem österreichischen Nationalgemüse, welches sie wären, gäbe es so etwas wie ein Nationalgemüse, dessen Einführung wir aber dringend empfehlen würden (lesen Sie diesen Satz bitte nicht zu oft ... das könnte Kopfschmerzen verursachen ... ich spürs schon). Das Radies hat Gesellschaft von einem unverschämt roten Salat aus Roter Beete, Rotkohl (aka Blaukraut ... aber das würde irgendwie die Dramaturgie kaputt machen), roten Bohnen, Erdbeeren und noch einigen Zutaten mehr, die dank der offensiv rumrotenden Roten Beete aber auch alle glaubhaft rot waren.

Nationalgemüse mit salatisiertem Rot
Der erste Gang: Paradeiser an der schönen grünen Donau

Die Donau in dem von uns besungenen Paralleluniversum ist, wegen einem biologisch hochinteressanten Algenbefall, grün gefärbt, was sehr hübsch aussieht. Die Donau-Algen sind sehr vitaminreich und schmecken leicht nach Gurke - was wir in Form eines GurkenGazpachos ins Glas bringen. Weil es nicht nur hübsch ausschaut, sondern auch dem etwas zu beknackt nationalistischen Gesetz des Paralleluniversum entspricht, dass IMMER und bei jedem Gang etwas Rotes gereicht werden muss, gibt es im Dialog dazu noch eine kalte ParadeiserSuppe. Außerdem gibt es noch farblich je antagonistische Brote: Einmal mit einem ForellenWasabiKräuterDip und einmal mit DonauLachsFrischkäse. Die Geschichte des Donaulachses ist eine Geschichte voller Missverständnisse für die leider an dieser Stelle der Platz nicht reicht, die aber bei ausreichender Nachfrage sicher irgendwann noch erzählt werden wird.

Paradeiser an der schönen Grünen Donau
Die Weine, die wir ausreichen, stammen alle vom Weingut Bruker im Württembergischen Großbottwar. Und die Weine huldigend, irgendwie auch schön passend zu dem vorausgegangenen Hessen, einem UrPiefke, nämlich dem GoetheJohnny. Und den Auftakt macht das Gretchen.

Das Gretchen: Eine wunderbar mineralische Cuvée aus Chardonnay und Grauem Burgunder
Nach dem ersten Gang und einer somit vorgenommenen Basissättigung des Auditoriums erhebt sich huldvoll Herr Groebner und lässt sonor einen ersten Einblick zu in seinen reichen Schatz von Anekdoten entstanden aus österreichisch-deutschen Kontaktsituationen. Das wiederholen wir mit pünktlicher Konsequenz nach jedem Gang. Besten Dank, Severin, für diese großartigen Ein- und Auslassungen.

Erhellend, unterhaltsam, hervorragend beobachtet und rundherum besonders LEIWAND. Eh²!
Der zweite Gang: Das Patscher Wanstel

Die Geschichte des Patscher Wanstel wurde ja in der Retroschmecktive Austria in a parallel Universe bereits erzählt. Apfel-Schwein aus der Gegend von Patsch am Brenner. Dieses Mal gibt es den Klassiker in einer Pulled Pork Variante und das Wanstel (Schweinebauch) bekam Gesellschaft von einem schönen Stück Nacken.

Dazu gab es ein SpargelRadicchio-Gemüse (sie erinnern sich ... das Gesetz ... deshalb der Radicchio ... rot) und einen lauwarmen ErdapfelSalat mit Gurkerln. Und als besonderes Schmankerl gab es ultraknusprig ausgebratene Schwartenwürfel als Topping. Release the Krackerl!

von links nach rechts: Krackerl, SpargelRadicchio, und das Gesamtgericht ... mit Kren.
Der hierzu passende Tropfen: Faust!

Der Dr.: Eine wirklich sehr gelungene Cuvée aus Cabernet, Burgunder & Syrah. Saftig und frisch mit schöner Kirschnote.
Zum Dessert gibt es dann logischerweise ein Wiener Schnitzel.
Da im Paralleluniversum Hawaii Partnerstaat von Österreich ist (Hawaii ist dort zu recht ein unabhängiges Land), erfreuen sich Ananas-Variationen sehr großer Beliebtheit. So auch das Wiener Schnitzel von der Ananas (in KokosKeksPannade) an  karamellisierten Apfel-Pommes und Erdbeer-Ketchup (rot!). Alles zusammen serviert in standesgemäßer Fernfahrerkneipenoptik. 

Wiener Schnitzel mit Pommes,
Der Wein hierzu ist logischerweise der noch fehlende Dritte im Bunde: Das Mephistel! Wir servieren das kleine Teufelchen leicht gekühlt.

Der würzige Mephisto arrangiert sich gut mit den süßen Aromen. Zur Traubenmischung schweigt der Winzer ... wir vermuten aber einen Trolloschée in der Mixtur.
Und mit den roten Tränen des stets verneinenden Geistes ging es in eine sehr lebensbejahende AfterHour. 

Bis bald wieder im MEATINGRAUM!

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